„Super Happy“: Mikolaschek freut sich über erste Paralympics-Medaille
Donnerstag 5. September 2024 von Tim Bunte
Sandra Mikolaschek ist mit ihrem Sieg gegen die Französin Flora Vautier ins Halbfinale des Einzelwettbewerbs eingezogen und sichert sich mit Bronze zugleich die erste paralympische Medaille ihrer Karriere. Für Silbermedaillen-Gewinnerin Stephanie Grebe sind die Paralympics in Paris dagegen beendet.
Erst zeigte Sandra Mikolaschek die Siegerfaust, dann huschte ihr ein Lächeln übers Gesicht: Die Para Tischtennisspielerin steht in der Klasse WS4 nach einem 3:0 (11:7, 13:11, 12:10)-Erfolg über die Französin Flora Vautier im Halbfinale und erfüllte sich ihren großen Traum von einer Medaille bei Paralympischen Spielen. Nach zwei fünften Plätzen 2016 und 2021 ist der 27-Jährigen die Bronzemedaille bereits nicht mehr zu nehmen. Am Samstag kämpft sie gegen die Chinesin Gu Xiadon, die in Paris bereits Gold im Doppel und Bronze im Mixed geholt hat, um den Finaleinzug.
„Ich bin überglücklich und mega happy. Das fühlt sich gerade so wunderbar an“, sagte die überglückliche Sandra Mikolaschek. Alle ihre Teamkollegen – auch die bereits ausgeschiedenen Valentin Baus, Thomas Rau und Björn Schnake – saßen in der Halle der Arena Süd und hatten die Spielerin von Borussia Düsseldorf unterstützt.
Gegen die 19-jährige Französin, die vom Publikum lautstark und frenetisch angefeuert wurde und zuvor immerhin die Nummer acht besiegt hatte, musste die Weltranglistenzweite ihre ganze Klasse aufbringen. Nach einem klaren ersten Satz lag Mikolaschek im zweiten und dritten jeweils in Rückstand. Im zweiten Durchgang musste sie beim Stand von 8:10 sogar zwei Satzbälle abwenden, drehte das Duell noch zum 13:11. Im dritten und entscheidenden Satz lag Mikolaschek bereits 3:6 hinten und hatte auch beim 9:10 einen Satzball gegen sich. Doch auch hier bewies sie Nervenstärke und siegte in 25 Minuten 12:10.
„Zwischendurch hatte ich Probleme mit Floras Aufschlag, ich habe aber nie den ganz großen Abstand aufkommen lassen“, erklärte Mikolaschek, die in den entscheidenden Momenten den Mut hatte, die Bälle aktiv und kreativ zu spielen und ihre Gegnerin so zu Fehlern zu zwingen. „Da hat mir meine Erfahrung sicher geholfen.“
Nach ihrem frühen Ausscheiden im Doppel habe sie sich vorgenommen, sich im Einzel nicht unter Druck zu setzen. Dass sie bei ihrer dritten Paralympics-Teilnahme nun ihre erste Medaille bereits sicher hat, gibt ihr ein gutes Gefühl für die kommenden Tage. „Wenn ich in der Vergangenheit dachte: Das muss jetzt, hat es meist nicht geklappt. Umso wichtiger ist es, entspannt reinzugehen, auch ins Halbfinale“, berichtet Mikolaschek.
Grebe scheidet gegen Russin Aliewa aus
Stephanie Grebe muss ihren Traum von der dritten Paralympics-Einzelmedaille hingegen begraben. Die Silbermedaillen-Gewinnerin von 2016 und Bronzemedaillen-Gewinnerin von 2021 unterlag der unter neutraler Flagge startenden Russin Maliak Aliewa mit 0:3 (8:11, 3:11, 6:11) und schied im Viertelfinale der Klasse WS6 aus. Dabei war Grebe mit ihrer Leistung „gar nicht so unzufrieden“, wie sie sagte. „Ich finde, dass ich nicht schlecht gespielt habe, aber meine Gegnerin war total sicher in ihren Schlägen und hat einfach alles getroffen. Sie hatte auf alles eine Antwort“, sagte die 36-Jährige, die nach Silber im Doppel gerne auch im Einzel eine Medaille mit nach Hause genommen hätte.
Grebe begann konzentriert gegen die Paralympics-Zweite von 2021 und führte im ersten Satz bis zum 7:5. Doch Aliewa konterte und sicherte sich mit einer Serie von 6:1-Punkten die 1:0-Führung. Im zweiten Durchgang lag Grebe schnell mit 3:5 zurück – und auch diesmal entschied die Russin mit sechs Punkten in Folge den Satz. Ein ähnliches Bild bot sich danach: Nach 1:4 und 2:7-Rückstand verlor die Deutsche auch den dritten Durchgang (6:11). Ganz ohne Medaille reist Grebe aber nicht aus Paris ab: Im Doppel gewann sie zusammen mit Juliane Wolf Silber.
Stephanie Grebe verpasst Einzel-Medaille in Paris. © Mathias Schulz / DBS
Drei Deutsche im Halbfinale
Vom neunköpfigen deutschen Para Tischtennis-Team haben es im Einzel mit Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger und Juliane Wolf damit drei Deutsche ins Halbfinale geschafft. „Sandra hat heute in jeder Hinsicht überzeugt: spielerisch, kämpferisch und mental“, freute sich Bundestrainer Volker Ziegler. „Dass wir drei aus dem Team im Halbfinale haben, ist ein tolles Ergebnis, aber die Reise ist ja noch nicht zu Ende.“
Am Donnerstag trifft Schmidberger in seinem Halbfinale (10 Uhr) auf den WM-Dritten Yuttajak Glinbancheun aus Thailand. Wolf ist am Freitag (12 Uhr) gefordert.
Text: Stefanie Sandmeier / DBS
Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 5. September 2024 um 21:17 und abgelegt unter International, Paralympics.