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Nach packendem Halbfinale kämpfen Grebe/Wolf um Gold

Freitag 30. August 2024 von Tim Bunte

Die Silbermedaille bei den Paralympics in Paris ist Stephanie Grebe und Juliane Wolf nicht mehr zu nehmen. Das deutsche Para Tischtennis-Doppel setze sich in einem packenden und spannenden Halbfinale in fünf Sätzen gegen Norwegen durch und hat am Freitag (20 Uhr) die Chance auf Gold. Auch Thomas Schmidberger und Valentin Baus haben nach einem Fünf-Satz-Krimi gegen China Bronze bereits sicher.

Ein Jubelschrei ging durch die South Paris Arena, Juliane Wolf ballte die Faust. Am ersten Wettkampftag der Paralympics hat das deutsche Damen-Doppel im Para Tischtennis nicht nur für die erste Medaille gesorgt – beide dürfen nun sogar vom ganz großen Triumph träumen. Grebe, Einzel-Bronzemedaillengewinnerin von Tokio, und Wolf setzten sich im Halbfinale gegen die an Nummer eins gesetzten Norwegerinnen Aida Dahlen Husic und Merethe Tveiten mit 3:2 (11:5, 7:11, 6:11, 11:9, 11:9, 11:5) durch und zogen in der Wettkampfklasse (WK) 14 ins Endspiel ein. Gegnerinnen sind dort die Chinesinnen Huang/Jin, die sich gegen die Britinnen Pickard/Twomey behaupteten.

Im Eiltempo hatten Grebe und Wolf den ersten Satz für sich entschieden. Nach 4:4 gelang ihnen der entscheidende Zwischenspurt auf 10:5, der den Grundstein zur 1:0-Satzführung legte. Im zweiten Durchgang hingegen liefen die Deutschen von Beginn an einem Zwei- und Drei-Punkte-Rückstand hinterher, den sie bis zum 7:11 auch nicht mehr drehen konnten. Im dritten Satz blieb die Partie bis zum 3:3 ausgeglichen, ehe die Norwegerinnen auf 10:6 und schließlich 11:6 davonzogen. Damit standen Grebe und Wolf unter Druck, einen entscheidenden fünften Satz zu erzwingen. Beim Stand von 9:9 gelangen ihnen der wichtige Punkt zum Satzball, den Stephanie Grebe direkt zum 2:2-Satzausgleich verwandelte.

Der fünfte Durchgang war dann nichts mehr für schwache Nerven. Mit drei Punkten in Folge spielten sich Grebe und Wolf von 2:2 auf 5:2 in Front. „Wir haben viel besser noch als im Viertelfinale gestanden und die Bälle besser getroffen“, sagte Wolf, die mit ihrer Partnerin im entscheidenden Moment die Nerven behielt und den Vorsprung zum erkämpften Sieg nach Hause brachte. „Es ist ein tolles Gefühl, eine Medaille sicher zu haben, aber es ist ja noch nicht vorbei, wir fokussieren uns jetzt aufs Endspiel. Das wollen wir gewinnen.“

Am Vormittag hatten sich die beiden Deutschen im Viertelfinale gegen die Französinnen Morgen Caillaud und Lucie Hautiere vor stimmungsvoller Kulisse mit 3:1 (11:4, 8:11, 11:4, 11:9) durchgesetzt – und ließen sich auch von der mitreißenden Atmosphäre und den Tausenden Franzosen, die ihre Landsfrauen lautstark anfeuerten, nicht aus der Ruhe bringen.

Die Partie hatte etwas verspätet begonnen, weil die Schiedsrichter zuvor den Schläger von Stephanie Grebe beanstandet hatten. Grebe musste kurzerhand auf den Ersatzschläger wechseln, der im Nachgang der Partie die Kontrolle der Schiedsrichter problemlos überstand. „Das hat kurzzeitig für etwas Nervosität gesorgt“, sagte Grebe, die die „unglaubliche Stimmung“ lobte. „Ich bin erstaunt, was hier morgens schon hier los ist.“ Zehn Stunden später verließ sie mit ihrer Partnerin erschöpft die Halle. „Das war ein anstrengender Tag. Wir gehen jetzt was essen und fallen dann ins Bett.“

 

Baus/Schmidberger besiegen China 3:2

Auch die Medaillen-Mitfavoriten Valentin Baus und Thomas Schmidberger feierten einen erfolgreichen Auftakt in der Startklasse MD8 und sicherten mit einer wahren Energieleistung und nach einem echten Nervenkrimi die Bronzemedaille. Dabei drehten sie einen Zwei-Satz-Rückstand noch um und bezwangen in einem spannenden Duell die Chinesen Fu Liu und Xiang Zhai mit 3:2 (6:11, 12:14, 11:9, 11:9, 10:12).

Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden die beiden deutschen Routiniers erst nach und nach immer besser in die Partie, peitschten sich – unterstützt vom Publikum – mit zunehmender Spieldauer regelrecht nach vorne und erzwangen mit zwei souveränen Satzgewinnen den entscheidenden fünften Durchgang. Dort hielt es die Fans kaum mehr auf den Stühlen. Baus/Schmidberger begannen forsch, führten schnell 4:2, die Chinesen blieben allerdings dran und glichen immer wieder aus. Beim Stande von 10:10 gelang Baus dann der Matchball, China konnte diesmal nicht kontern. „Wir sind schwer ins Spiel gekommen, mussten uns alles hart erarbeiten. Aber es ist eben erst vorbei, wenn der letzte Punkt gespielt ist“, freute sich Baus und hat bereits das Halbfinale im Blick: „Wir sind hier noch nicht am Ende.“

Gegner am Freitag (17 Uhr) ist das an Nummer sechs gesetzte türkische Duo Abdullah Öztürk und Nesim Turan. Bundestrainer Volker Ziegler war voll des Lobes über den Auftritt seiner Schützlinge. „Die Jungs haben nie daran gezweifelt, dass sie mit ihrer Energie dieses Spiel noch drehen können. Nach 0:2 Sätzen und 6:9 im dritten Satz die Partie noch zu drehen, zumal gegen China, ist die Kirsche auf der Torte. Erste Sahne war der Finaleinzug von Jule und Steffi“, sagt er.

 

Achterbahnfahrt für Mikolaschek/Spegel

Ausgeschieden sind hingegen die beiden Doppel um Sandra Mikolaschek und Jana Spegel (WD10) sowie Björn Schnake und Thomas Rau (MD14). In der Runde der letzten 16 unterlagen die Herren den Briten William Bayley und Martin Perry 0:3 (9:11, 4:11, 9:11). Die Damen zogen gegen die Koreanerinnen Kang Oe-Jeong/Lee-Mi Gyu mit 2:3 (11:9, 11:13, 12:14, 11:6, 5:11) den Kürzeren.

Es war das packende Spiel auf Augenhöhe, das im Vorfeld zu erwarten war. Mikolaschek/Spegel kamen nicht gut in die Partie, lagen im ersten Durchgang schnell mit 4:8 und 5:9 zurück, ehe sie sie zu einer furiosen Aufholjagd ansetzten. Mit einem 5:0-Lauf stellten sie den Spielverlauf auf den Kopf und sicherten sich am Ende den ersten Satz.
Auch im zweiten Durchgang waren es zunächst die Asiatinnen, die die Nase vorne und beim 7:10 sogar mehrere Satzbälle hatten. Wieder kämpften sich Mikolaschek und Spegel zurück und hatten beim 11:10 sogar die Chance, die Führung auszubauen. Am Ende gaben sie den Satz mit 11:13 ab. Nach verlorenem zweiten, versprach auch der dritte Durchgang eine Achterbahnfahrt. Dieses Mal legten Mikolaschek und Spegel mit 8:5 vor – und zogen am Ende mit 12:14 den Kürzeren. Das deutsche Team stand mit dem Rücken zur Wand, war gezwungen, den nächsten Satz zu gewinnen, um nicht vorzeitig auszuscheiden. Und die beiden Damen lieferten ab. Mit 11:6 sicherten sie sich den Entscheidungssatz. Dort aber hatten die Deutschen kaum noch etwas entgegenzusetzen. Die Koreanerinnen führten schnell mit 4:2. Am Ende ging der Durchgang mit 11:5 an Korea. Mikolaschek/Spegel sind damit trotz aufopferungsvollem Kampf ausgeschieden.

Auch für die Mixed-Doppel in der Klasse XD17 und XD7 ist die Konkurrenz nach nur einem Spiel zu Ende. Juliane Wolf und Thomas Rau unterlagen gegen Borna Zohil/Mirjana Lucic aus Kroatien ebenso glatt in drei Sätzen (8:11, 2:11, 8:13) wie Björn Schnake und Stephanie Grebe (2:11, 3:11, 6:11). Valentin Baus und Jana Spegel unterlagen Kim/Lee aus Korea mit 1:3 (6:11, 8:11, 11:9, 11:7). Einzig Thomas Brüchle und Sandra Mikolaschek schafften nach einem 3:0 (11:9, 11:3, 11:3) gegen die Briten Matthews/Shackleton den Sprung ins Viertelfinale.

Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier, Jonas Bargmann / DBS

Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 30. August 2024 um 08:21 und abgelegt unter International, Paralympics.

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